Kurz zu den Fakten: Was ist das THW?
Das Technische Hilfswerk, kurz THW, leistet Hilfe und Unterstützung in Katastrophengebieten wie dem Ahrtal, der Türkei und anderen Orten, an denen Menschen aus Krisengebieten geflüchtet sind. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des THW füllen eine wichtige Rolle aus, indem sie in Hochwassergebieten Sandsäcke füllen, temporäre Brücken bauen und die Notversorgung mit Strom und Wasser sicherstellen.
Die Organisation kann auf 88.000 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer zurückgreifen, die sowohl im Inland als auch international tätig sind. Neben der Katastrophenprävention engagiert sich die THW-Stiftung auch in verschiedenen Jugendprojekten zum Thema Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Diese Projekte sind für die heutige Generation besonders relevant.
Die Geschäftsführerin der THW-Stiftung, Dr. Cornelia Lawrenz, betont, dass das THW auf einem guten Weg ist, nachhaltiger zu arbeiten. Sie bezeichnet die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als „Engel in Blau“ und unterstreicht, dass Nachhaltigkeit nicht mit Verzicht gleichzusetzen ist. Einen absolut nachhaltigen Katastrophenschutz umzusetzen, ist oft eine Herausforderung, da schnelles Handeln im Vordergrund steht und klimaschonende Maßnahmen wie der Einsatz von E-Autos nicht immer möglich sind. Dennoch ist das THW bestrebt, seine Arbeit so umweltfreundlich wie möglich zu gestalten.
Hat Nachhaltigkeit Grenzen? Wieso sie für das THW verschoben werden müssen!
Nicht zuletzt ereignete sich in Sachsen Anfang 2023 ein Vorfall, der für Aufmerksamkeit sorgte. Bei der Räumung eines blockierten Waldabschnitts stand das THW der Polizei unterstützend zur Verfügung. Verschiedene Ortsverbände des THW stellten ihre Technik zur Verfügung, darunter Licht, Zelte, Radlader und Teleskoplader. Während der Räumung wurden die Geräte teilweise von THW-Helfern bedient. In der Folge haben extremistische Umweltaktivisten das THW in sozialen Medien kritisiert und angefeindet. Es kam zu Aufrufen, die Einsatzkräfte zu belästigen und zu bedrohen, und in einer Telegram-Gruppe wurde die Adresse des THW-Ortsverbandes Leipzig verbreitet. Das THW beobachtete die Lage besorgt und hatte Kenntnis von den Kommentaren und Anfeindungen. Die Fahrzeuge und Gerätschaften des THW sind ein wesentliches Kernelement des Einsatzzwecks. Krisengebiete im Ausland oder der Transport von schweren Lasten sind Rahmenbedingungen, die alternative Antriebe oftmals nicht zulassen und den Gebrauch von umweltschonenden Technologien erschweren.
young leaders klärt auf und bietet THW eine Bühne
young leaders ist ein Jugendbildungsnetzwerk und fördert junge Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren und so einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft leisten. Sei es in der Schülervertretung, der Schülerzeitung, in der Gemeinde, unternehmerisch oder auch in politischen Organisationen – die Liste an möglichen Engagements ist endlos. young leaders hat es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, diesen jungen Menschen etwas zurückzugeben und ihnen Orientierung im Sinne des freiheitlich-demokratischen Menschenbildes zu bieten. Dafür werden Referentinnen und Referenten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft eingeladen, um kontrovers und offen über Zukunftsthemen zu diskutieren.
Im Folgenden äußert sich ein Referent des THW, der eine dieser Veranstaltungen (young leaders Akademie und jugend presse kongress) in Paderborn im Heinz Nixdorf MuseumsForum im Verlauf des Jahres besuchte und jungen Menschen auf ihre brennenden Fragen antwortete: Sascha Meyer ist seit 2017 Leiter der Regionalstelle in Arnsberg in NRW und koordiniert dabei viele Ortsverbände. Er weiß, wie es um die steigenden Nachhaltigkeitsstandards in Deutschland und der Welt steht und auch wie das THW diese zukünftig adressieren möchte.
Interview mit Sascha Meyer
Cullmann: Geht Katastrophenschutz auch nachhaltig?
Meyer: Wir versuchen es. Das ist natürlich auch das erklärte Ziel der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk, nachhaltiger zu werden. Wir versuchen es immer mehr in den Tagesalltag zu implementieren. Wir sind natürlich von Rahmenbedingungen abhängig, z. B. bei der Mobilität im Einsatz. Gibt es Fahrzeuge, die wasserstoffbetrieben sind, e-mobilitätbetrieben sind und über längere weitere Strecken zur Verfügung stehen? Nein, die gibt es in dem Maße noch nicht, was das angeht, und von daher sind wir da noch bei konventionellen Techniken, sprich bei dieselbetriebenen Fahrzeugen, aber wir haben in den letzten fünf Jahren unseren Fuhrpark um rund 50 Prozent verjüngt, sodass wir also nicht mehr die LKWs haben, bei denen erst mal eine riesige Rauchwolke rauskam, sondern modernste Technik.
Als THW haben wir eine eigene Nachhaltigkeitsstrategie und wir sind gerade dabei, Ortsverbände EMAS zu zertifizieren. EMAS ist ein einheitlicher Standard, den die freie Wirtschaft schon seit Jahren anwendet. In der öffentlichen Verwaltung ist er seit fünf, sechs Jahren an der Stelle. Das THW ist ja Bestandteil der öffentlichen Verwaltung, also wenden wir ihn auch seit gut fünf Jahren an. Man kann nicht alles gleichzeitig machen, also jedes Jahr ein paar Ortsverbände mehr. Wir haben mit unseren größten Liegenschaften angefangen. Das sind unsere Ausbildungszentren, die Schulen, wo die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer hingehen. Und wir haben dort bei der Heizenergie eingespart, bei Wasser eingespart. Gerade sind wir dabei, auch unsere Verpflegung umzustellen. Wir schauen regional und nehmen weniger Fleisch. Es gibt ja mittlerweile viele angenehme Ersatzprodukte. Und über unser Ehrenamt, 88.000 Einsatzkräfte, die es dann in ihre Familien tragen, mit in ihren Beruf tragen, multiplizieren wir das, damit es sich in der breiten Masse einspielt.
Cullmann: Wie stellt das THW die Mobilität der Ehrenamtlichen bei katastrophensicher bzw. bei Auslandseinsätzen ein?
Meyer: Wir müssen immer abwägen, welches Schutzgut im Vordergrund steht. Für mich persönlich ist der Mensch das höchste Schutzgut. Nachhaltigkeit hat eine hohe Bedeutung und danach entscheiden wir auch, welches Einsatzmittel zum Tragen kommt. Die Frage geht ja auch ins Ausland. Wir haben gerade in der Präsentation gesehen, dass wir im Iran im Einsatz gewesen sind. Da waren Menschen noch unter den Trümmern. Da war es klar, dass wir das Flugzeug genommen haben. Bei anderen Einsätzen gucken wir, vielleicht können wir sogar die Bahn nehmen – in letzter Zeit sind wir bei vielen Ereignissen mit unserem ersten Zug und unserer Technik angereist, aber bei der Ablöse sichergestellt haben, dass die Helferinnen und Helfer mit dem Bus zurückgekehrt sind. Und wir haben auch Einsatzlagen, wo sie mit der Bahn zurückfahren. Wie gesagt, man kann das gar nicht pauschal beantworten. Es hängt von der jeweiligen Einsatzlage ab. Für uns ist nur wichtig, dass es sich in das Mindset aller Helferinnen und Helfer immer mehr verankert.
Foto: Kreis Paderborn